In unserer Reihe „Rechtsradikale an der Macht“ begrüßen wir Vicente Andrés Granado. Er war von 2017 bis 2025 Generalsekretär der Gewerkschaft Comisiones Obreras (CCOO) in Castilla y León.
Im Fokus steht die Regierungsbeteiligung der rechtsextremen Partei Vox in Castilla y León und die Rolle der CCOO im Widerstand gegen deren Politik.
Castilla y León ist eine Region Spaniens, in der seit 1989 die konservative Partido Popular (PP) an der Macht ist. Im März 2022 trat Vox in eine Koalition mit der konservativen PP ein. Juan García-Gallardo wurde Vizepräsident der Regionalregierung, ein Rechtsradikaler wurde zum Arbeitsminister ernannt. Während der Amtszeit kam es zu Kontroversen: fremdenfeindliches und antifeministisches Regierungshandeln, Angriffe auf Kunst, Gewerkschaften, zivilgesellschaftliche Organisationen und demokratische Institutionen. Im Juli 2024 beendete Vox die Koalition und verließ die Regierung.
CCOO Castilla y León, die Mitgliederstärkste Gewerkschaft der Region, widersetzte sich der Politik von Vox mit einer breit angelegten Strategie. Ziel war der Schutz sozialer Rechte, Gleichstellung, Klimapolitik und demokratischer Institutionen.
Drei zentrale Strategien der Gewerkschaft:
1
Juristische Schritte
CCOO erhob zehn Klagen gegen die Regionalregierung – etwa wegen Kürzungen bei arbeitsmarktpolitischen Programmen, Bildungsarbeit, Migrantenunterstützung und Angriffen auf das Mediationssystem SERLA. Auch der Arbeitsminister wurde wegen Verleumdung verklagt.
2
Internationale und nationale Beschwerden
Die Gewerkschaft wandte sich unter anderem an die Europäische Kommission, das Europäische Parlament, die Internationale Arbeitsorganisation (ILO/OIT) und das spanische Arbeitsministerium. Diese Beschwerden führten zu offiziellen Reaktionen und verhinderten unter anderem Kürzungen beim SERLA.
3
Öffentliche Mobilisierung und Bildungsarbeit
CCOO organisierte Demonstrationen, antifaschistische Aktionswochen, Diskussionsveranstaltungen mit europäischen Partnergewerkschaften, antifranquistische Foren, Gedenkveranstaltungen sowie Auftritte mit Expert:innen und Journalist:innen. Ein Höhepunkt: die Großdemonstration „Defendemos la democracia“ am 27. November 2023.

In unserem Gespräch berichtet Vicente Andrés Granado von den Erfahrungen der Gewerkschaft im Umgang mit der Regierungsbeteiligung von Vox. Er gibt Einblick in Herausforderungen und Strategien des gewerkschaftlichen Widerstands.
Der Dokumentarfilm „CCOO Castilla y León – Wir haben genügend Gründe“ (OmeU) bietet einen Rückblick auf den Kampf gegen Vox.
Unser Gast
Vicente Andrés
(Jahrgang 1963, geboren in Valladolid) ist seit 1978 aktives Mitglied der CCOO. Seine Laufbahn begann als Jugendsekretär der Gewerkschaft im Handel in Valladolid. Er war unter anderem Generalsekretär für Handel und Dienstleistungen in León, langjähriger Sekretär für gewerkschaftliche Aktionen und schließlich Generalsekretär der Föderation privater Dienstleistungen in Castilla y León. Vicente war von 2017 bis 2025 Generalsekretär von CCOO Castilla y León.
Mehr als 18 Jahre lang war er maßgeblich am sozialen Dialog beteiligt – für Beschäftigte im öffentlichen und privaten Sektor. Seine Erfahrung im gewerkschaftlichen Kampf und seine Rolle im institutionellen Dialog machen ihn zu einem wichtigen Impulsgeber für die Diskussion um den Umgang mit Rechtsradikalismus und autoritären Tendenzen – in Spanien und Europa